Das Wein-Jahr 2024 ist zu Ende. Und obwohl ich auch dieses Jahr viele wunderbare Weine verkosten durfte, gibt es auch heuer wieder einige Tropfen, die mir über den initialen Genussmoment hinaus in Erinnerung geblieben sind. Im Nachfolgenden möchte ich deshalb fünf Weine vorstellen, die mich dieses Jahr begeistert haben und die ich, sei es wegen des Geschmacks oder aus einem anderen Grund, nicht so schnell vergessen werde.
Wichtig ist vielleicht, dass es sich hierbei um eine Auswahl und nicht um ein Ranking handelt. Ich habe so viele verschiedene Weine, in so unterschiedlichen Situationen verkosten dürfen, dass ein Vergleich in einer Rangliste etwas an den Haaren herbeigezogen wäre.
Weiter handelt es sich um meine subjektive Meinung, die natürlich von der allgemeinen Meinung abweichen kann, darf und auch soll. Wenn ihr andere Weine habt, die euch dieses Jahr im Kopf geblieben sind, lasst es mich deshalb gerne in den Kommentaren wissen. Es würde mich interessieren.
Vigneron Henri Cruchon: Altesse, 2022.
Beginnen möchte ich die Liste mit einem Wein, der mir ganz zu Beginn des Jahres unter die Finger - oder besser ins Glas geraten ist: Der Altesse des waadtländer Weinguts Henri Cruchon.
Das Weingut und seine Weine durfte ich an einem Event von Mövenpick kennenlernen. Und der Altesse, hat es mir von Beginn weg angetan. Die ursprünglich aus Savoyen stammende Rebsorte galt einmal als beinahe ausgestorben, da die Kultivierung aufgrund des niedrigen Ertrags nicht lukrativ war. Heute erlebt sie im Kleinen, nicht zuletzt auch in der Schweiz, eine Renaissance im Qualitätssegment. Der Winzer Henri Cruchon (Gründer des Betriebs) war dabei der Erste, der die Rebsorte wieder in die Schweiz gebracht hat.
Was dabei herausgekommen ist, kann sich trinken lassen. Ein herrlich goldgelber Wein mit erfrischender Säurestruktur und saftiger Aromatik mit Noten von Pfirsich, reifen Äpfeln, Banane, Melone und Honig. Dazu noch mit unzähligen Nachhaltigkeits- & Biodynamik-Zertifizierungen und einem ansprechendem Design. Wer also zum Fondue mal etwas anders als Chasselas ausschenken möchte, wird mit diesem Wein garantiert punkten können.
Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein: Pinot Noir AOC Vaduz, 2022.
Total unerwartet und beeindruckend fand ich dieses Jahr den Pinot Noir der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein. Wer hätte gedacht, dass ein so kleines Land einen so grossen Wein hervorbringt? Nun... nach unserem Interview mit den Verantwortlichen der Hofkellerei für den Podcast, hätte man es eigentlich erahnen können.
Besonders gefallen hat mir die ruhige, subtile Stilistik des Blauburgunders mit Noten von dunkler Schokolade, Waldboden, Nelken und roten Waldbeeren. Das gedanklich passende Bild dazu ist eine frühmorgendliche Szenerie auf einem alpinen Wanderweg, zwischen Lärchen und frischen Preisel- & Heidelbeersträuchern. Die Luft ist kühl und feucht und voller angenehmer Gerüche. Passend zum Bild des Wanderns will der Abgang dieses Weins auch nie mehr enden. Ein absoluter Genuss!
Weiter wurde der Pinot Noir AOC Vaduz uns für den Podcast ja freundlicherweise von der Hofkellerei zur Verfügung gestellt. Wär hätte gedacht, dass ich mit Gian einmal so spannende Interviewpartner*innen gewinnen könnte und sich diese dann auch noch so für das begeistern, was wir zwei da in unserer Freizeit tun? Lucky me.
Weingut Immich-Batterieberg: CAI Riesling Trocken, 2023.
Der CAI Riesling des Weinguts Immich-Batterieberg ist ein weiterer dieser Genussmomente, die man im Leben nicht wieder vergisst. Im Falle dieses Jahrgangs ist die Erwähnung in dieser Liste zweierlei bedingt: Einerseits handelt es sich hier schlichtweg um einen ausserordentlichen Wein, andererseits besitzt er einen beachtlichen emotionalen Stellenwert für mich.
Geschmacklich bringt CAI alle Charakteristika der Mosel mit und verbindet Noten von reifen Aprikosen und Apfel mit der gebietstypischen Schiefernote. Dieses Geschmacksprofil, verbunden mit einer knackigen Säure macht den Wein zum erfrischenden Geschmackserlebnis. Perfekt für warme Sommerabende, die man mit Freunden bei schönen Gesprächen und Grillenzirpen verbringt. Gian und ich haben diesen Riesling im Podcast immerhin mit 92 Punkten bewertet - ein Ergebnis, dass sich sehen lassen kann.
Neben seinem Geschmack ist es aber vor allem die Tatsache, dass dieser Wein der erste "Wein der Folge" des Genussgespräche-Podcasts war, die mich ihn wahrscheinlich nie mehr vergessen lässt. Im August gestartet, steht das Projekt mit dem Erscheinen dieses Artikels bereits bei Folge 6. Das bedeutet bereits ein halbes Jahr Freude und Spass an diesem Leidenschaftsprojekt und sechs Möglichkeiten, mit Weinbegeisterten Menschen über das schönste Getränk der Welt abnerden zu können. Für solche Dinge kann Wein - kann dieser Riesling - eben auch stehen. Und das liebe ich so daran.
Kaisergarten: DKNK Reserve Zweigelt, 2022.
Ein Wein der mir dieses Jahr geblieben ist, ist diese Bombe hier. Wer mich etwas kennt, weiss, dass ich auf Zweigelt stehe. In dieser überbordenden Stilistik - mit intensiver Beerenfrucht, Vanille- und anderen Holznoten - ist der DKNK Reserve Zweigelt verdient in meiner Liste.
DKNK steht übrigens für Des Kaisers neue Kleider. Eine Weinbenamsung die nicht nur zur ansprechenden, hochwertigen Aufmachung der Flasche passen soll, sondern auch zum Inhalt. Der Zweigelt kommt tatsächlich voller und kräftiger daher, als man es sich von der Rebsorte gewohnt ist. In einem ganz neuen Kleid, wenn man so will. Andererseits geht es im Märchen von Hans Christian Andersen ja auch darum, dass man nicht nur unkritisch bestehenden Autoritäten hinterherrennen sollte. Probiert auch mal etwas Neues aus - was diese Zweigelt Stilistik durchaus ist.
Bodegas Binifadet: Buri Espumoso Rosé, NV
Schaumweine sind in der Regel eine sichere Bank und man kann in etwa abschätzen, was einen da im Glas erwarten wird. Gerade bei Vertretern der traditionellen Methode beinhaltet die Aromatik und der Geschmack des Endprodukts doch immer irgendwie, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, die selben drei Marker: Kernobst, Hefe & Mineralität. Ganz selten findet man in einem Schaumwein vielleicht noch so etwas wie eine rauchige Note vom Ausbau des Grundweins im Holz.
Dieses "manchmal" hat man sich in der menorquinischen Kellerei Bodega Binifadet zu Herzen genommen, was auch der Grund ist, wieso mir der Buri Espumoso Rosé dieses Jahr im Gedächtnis geblieben ist. Wie soll ich den Geruch und Geschmack dieses Schaumweins beschreiben? Vielleicht mit einem Bild:
Stellen Sie sich vor, es ist ein warmer Sommerabend. Sie grillieren mit Freunden am Waldesrand und der Duft Grillstelle liegt in der Luft, während Sie frische, saftige Erdbeeren und warmes Schlangenbrot essen.
Um dieses gedankliche Bild wieder in Wein-Deutsch zu übersetzen: Persönlich hat mich an Buri vor allem die äusserst ausgeprägte Rauchnote überrascht, welche die Nase von Beginn weg dominiert. Das ist unerwartet und deshalb, meiner Meinung nach, spannend. Diese Rauchigkeit steht dann auch im herrlichen Kontrast zu saftigen roten Beerenfrüchten und einer subtilen Hefenote, welche den Gaumen umhüllen und ein volles, spritziges Mündgefühl liefern. Der komplexe Geschmack gipfelt schliesslich in einem nie endend-wollenden Abgang von dem man hofft, dass er es auch nie tut.
Die Tatsche, dass dieser Wein von einem meiner liebsten Weingüter produziert wird und ich ihn im Anschluss an eine spannende Besichtigungsrunde durch die Reben und den Keller der Bodega verkosten durfte, liess dieses Glas zu einem der schönsten Genussmomente des Jahres werden.
Genussmomente lauern um jede Ecke
Obwohl ich für diesen Blog, den Podcast und meine Arbeit im Weinhandel mittlerweile doch einige Weine pro Jahr verkoste, freut es mich immer wieder mit welcher Regelmässigkeit man auf positive Überraschungen stösst. Genussmomente lauern um jede Ecke und gerade Weine aus dem DACHL haben heute vielfach eine Qualität erreicht, die locker mit etablierten internationalen Grössen mithalten kann.
Umso mehr freut es mich, dass ich zusammen mit Gian den Weinbau dieser Region erkunden und dessen Erzeugnisse probieren darf. Ich hoffe, dass ich auch 2025 wieder so häufig aus den Schuhen geblasen werde, wie das dieses Jahr der Fall war. Ich werde es euch an dieser Stelle nächstes Jahr jedenfalls wissen lassen.
Bis dahin wünsche ich allen Lesenden einen guten Rutsch ins neue Jahr und viele Genussmomente die bleiben. Möge euer Glas stets voll sein!
Prost,
Euer Michael
Tipp: Klicke direkt auf die Bilder der Weine, um zur entsprechenden Shop-Seite der Hersteller zu gelangen.
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